Kryonik: Stirbt der Tod bald aus?
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In unserer Serie Future Human stellen wir dir die neuesten Entwicklungen, die verrücktesten Ideen und vielversprechenden Zukunfts-Forschungen der Longevity Wissenschaft vor. Dieses Mal geht es um das Thema Kryonik. Dabei handelt es sich um das Verfahren, bei dem ein menschlicher Körper nach dem Tod eingefroren wird. Mit der Hoffnung, dass zukünftige medizinische Technologien es ermöglichen, den Körper in der Zukunft wiederzubeleben. Ein deutsches Start-up in Berlin bietet diesen Service nun für jeden an, der ihn bezahlen kann. Stand jetzt kostet das Einfrieren deines gesamten Körpers rund 200.000 €. Lies jetzt, wie das Ganze funktioniert.
Stell dir vor, du kannst das Einfrieren deines Körpers nach deinem Tod, wie einen Handyvertrag oder ein anderes Abonnement, selbst konfigurieren. Genau das ist seit 2019 in Europa möglich, dank des Berliner Start-ups Tomorrow Bio.
Dabei handelt es sich um ein junges Unternehmen, das sich auf sogenannte Cryopreservation spezialisiert hat. Das Ziel des Unternehmens ist es, verstorbene Menschen durch das Einfrieren ihres Körpers oder Gehirns zu bewahren, um sie in der Zukunft wiederzubeleben. Die Website sieht aus wie die von einem normalen Start-up und du kannst dir deinen Service online zusammenstellen und aussuchen.
Gegründet wurde es im Jahr 2019 von Dr. Emil Kendziorra. Dieser hat einen medizinischen Hintergrund und unter anderem in der Krebsforschung gearbeitet. Seine persönliche Motivation beschreibt er in einem Blog Artikel selbst.
Der Service von Tomorrow Bio kostet je nach gewählter Option zwischen 60.000 und 200.000 €. Für diese Kosten erhältst du entweder die Cryopreservation deines gesamten Körpers (200.000 €) oder nur deines Gehirns (60.000 €). Diese Kosten werden nicht im Voraus bezahlt, sondern über eine Lebensversicherung gedeckt, die dann nach deinem Tod greift.
Der Service umfasst mehrere Aspekte:
Etwa 80.000 € für deinen ganzen Körper oder 50.000 € nur für dein Gehirn werden für das SST eingesetzt. Dies beinhaltet das medizinische Team, das rund um die Uhr bereitsteht, um sofort nach deinem Tod zu handeln. Dein Körper wird stabilisiert, gekühlt und der Transport zur Langzeitlagerung in die Schweiz wird organisiert.
In diesem Video stellt der Gründer von Tomorrow Bio den speziellen Krankenwagen vor, mit dem die Kunden nach dem legalen Tod so schnell wie möglich abgeholt werden.
Ein großer Teil des Geldes wird für die langfristige Lagerung deines Körpers oder Gehirns verwendet. Diese Lagerung erfolgt bei –196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff. Die Mittel werden so investiert, dass die Lagerkosten durch Zinsen gedeckt werden, um die Lagerung über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte hinweg zu gewährleisten.
Zusätzlich zahlst du eine monatliche Mitgliedsgebühr von 25 bis 50 €. Diese deckt die Kosten für die Stand-by-Teams, deren Training und Ausrüstung sowie den allgemeinen Betrieb des Unternehmens. Außerdem unterstützt du damit die Forschung und Weiterentwicklung im Bereich der Cryopreservation, was die Chancen auf eine erfolgreiche Wiederbelebung in der Zukunft erhöhen könnte.
Zusammenfassend: Für dein Geld bekommst du nicht nur die eigentliche Cryopreservation, sondern auch umfassende Vorbereitungs- und Lageregelungen, die sicherstellen sollen, dass du im bestmöglichen Zustand für eine potenzielle zukünftige Wiederbelebung erhalten bleibst.
Ganz kurz ausgedrückt bedeutet Kryonik das Einfrieren eines verstorbenen Körpers bei sehr niedrigen Temperaturen, um ihn in der Zukunft wiederzubeleben. Der Begriff „Kryonik“ leitet sich dabei von dem griechischen Wort „kryos“ ab, das „Kälte“ bedeutet.
Der Körper wird nach dem Tod schnell abgekühlt und mit Chemikalien behandelt, um Schäden durch Eiskristalle zu vermeiden. Anschließend wird er in flüssigem Stickstoff aufbewahrt. Die Hoffnung ist, dass zukünftige medizinische Fortschritte den Körper reparieren und wiederbeleben können.
Kryonik gibt es seit den 1960er Jahren. Der erste bekannte Fall, bei dem ein Mensch kryonisch eingefroren wurde, war der von Dr. James Bedford im Jahr 1967 in den USA. Er wurde damals von einer Gruppe von Wissenschaftlern und Enthusiasten eingefroren. Unter der Federführung der American Cryonics Society (ACS). Einer der Enthusiasten war auch der Pionier der Kryonik, Robert Ettinger. Er ist der Autor des Buches „The Prospect of Immortality“, das 1964 veröffentlicht wurde und geholfen hat, die Idee der Kryonik populär zu machen.
Der Prozess war damals sehr experimentell und die Technik, die damals verwendet wurde, war rudimentär im Vergleich zu den heutigen Standards. Später wurde Dr. Bedfords Körper an die Alcor Life Extension Foundation übergeben, wo er bis heute aufbewahrt wird.
Alcor wurde 1972 gegründet und ist bis heute eine der weltweit führenden Organisationen im Bereich der Kryonik. Die amerikanische Organisation bietet sowohl die Konservierung von ganzen Körpern als auch von Gehirnen an.
Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, hört man oftmals die Begriffe Biostasis und Kryonik. In diesem Absatz erklären wir dir kurz den Unterschied.
Biostasis ist ein allgemeinerer Begriff und bezieht sich auf den Zustand, in dem biologische Prozesse verlangsamt oder gestoppt werden, um den Zerfall von Zellen und Geweben zu verhindern. Dieser Zustand kann auf verschiedene Weisen erreicht werden, einschließlich extremer Kälte (Cryopreservation) oder durch andere Methoden, die das Ziel haben, das biologische Leben zu bewahren, bis eine zukünftige Behandlung oder Wiederbelebung möglich ist.
Kryonik ist eine spezifische Form der Biostasis, bei der extrem niedrige Temperaturen eingesetzt werden, um den Körper oder das Gehirn eines verstorbenen Menschen zu konservieren. Das Ziel der Kryonik ist es, den Körper in einem Zustand der „suspendierten Animation“ zu halten, bis die medizinische Technologie in der Lage ist, die Ursache des Todes zu behandeln und den Patienten wiederzubeleben.
Kurz gesagt : Kryonik ist eine Unterkategorie von Biostasis, die sich auf die Konservierung durch Kälte spezialisiert hat. Biostasis umfasst jedoch ein breiteres Spektrum von Methoden, um biologische Systeme in einem konservierten Zustand zu halten.
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