Frau in Hängematte Schlaf

20 % weniger Herzerkrankungen dank Schlaf am Wochenende

Autor: Carlo Schmid

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Lesezeit: 5 min

Am 29. August 2024 wurde auf der jährlichen Konferenz der European Society of Cardiology (ESC) in London eine neue Studie vorgestellt. Die Studie besagt, dass das Nachholen von Schlaf am Wochenende das Risiko, Herzkrankheiten zu entwickeln, um bis zu 20 % senken kann. Insbesondere bei Menschen, die während der Arbeitswoche regelmäßig unter Schlafmangel leiden. Die Erkenntnisse basieren auf Daten von über 90.000 Teilnehmern der UK Biobank und unterstreichen die Bedeutung von ausreichend Schlaf für die Herzgesundheit. Wir haben die Ergebnisse der Studie in diesem Artikel für dich zusammengefasst und erklären dir außerdem die Methodik der Studie und von wem sie durchgeführt wurde. 

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

Lasst uns gleich zu Beginn die wichtigsten Ergebnisse der Studie anschauen. Im weiteren Artikel erklären wir dir dann alle relevanten Informationen rund um die Studie. Und hier noch kurz die Eckdaten:

Eckdaten der Studie

Die Studie mit dem Titel „ Catching up on sleep on weekends may lower heart disease risk by up to 20 % “ ist eine prospektive Kohortenstudie, die von Forschern des State Key Laboratory of Infectious Disease am Fuwai Hospital und dem National Centre for Cardiovascular Disease in Beijing, China, durchgeführt wurde. Sie wurde am 29. August 2024 auf dem ESC Congress 2024 von Dr. Yanjun Song und Dr. Zechen Liu in London vorgestellt.


Die Studie ergab, dass das Nachholen von Schlaf am Wochenende einen signifikanten Einfluss auf das Risiko hat, Herzkrankheiten zu entwickeln. Hier sind die detaillierten Ergebnisse:

Reduziertes Risiko für Herzkrankheiten:

Teilnehmer, die am Wochenende den meisten Schlaf nachholten, hatten ein um 19 % geringeres Risiko, Herzkrankheiten zu entwickeln, im Vergleich zu denen, die am wenigsten Schlaf nachholten. Bei Teilnehmern, die unter der Woche regelmäßig unter Schlafmangel litten (definiert als weniger als 7 Stunden Schlaf pro Nacht), war dieser Effekt sogar stärker ausgeprägt: Hier reduzierte sich das Risiko um 20 %.

Ergebnisse der Kohortenanalyse:

Die Studie nutzte Daten von 90.903 Personen aus der UK Biobank. Die Teilnehmer wurden basierend auf der Menge an nachgeholtem Schlaf am Wochenende in vier Gruppen (Quartile) eingeteilt:

Quartil 1 (Q1):

Diese Gruppe umfasste die Teilnehmer mit dem wenigsten Nachholschlaf (zwischen -16,05 und -0,26 Stunden). Hier hatten die Teilnehmer im Durchschnitt entweder weniger Schlaf als unter der Woche oder kaum Nachholschlaf. Diese Gruppe zeigte das höchste Risiko, Herzkrankheiten zu entwickeln.


Quartil 2 (Q2):

Teilnehmer in dieser Gruppe hatten geringfügig mehr Schlaf am Wochenende nachgeholt (zwischen -0,26 und +0,45 Stunden). Auch diese Gruppe zeigte ein erhöhtes Risiko, jedoch etwas geringer als in Q1.


Quartil 3 (Q3):

Diese Gruppe bestand aus Teilnehmern, die moderaten Nachholschlaf hatten (zwischen +0,45 und +1,28 Stunden). In dieser Gruppe war das Risiko, Herzkrankheiten zu entwickeln, weiter reduziert.


Quartil 4 (Q4):

Teilnehmer in dieser Gruppe hatten den meisten Nachholschlaf (zwischen +1,28 und 16,06 Stunden). Diese Gruppe zeigte das geringste Risiko, Herzkrankheiten zu entwickeln. Im Vergleich zu Q1 war das Risiko um 19 % reduziert, bei denjenigen mit regelmäßigem Schlafmangel sogar um 20 %.


Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass mehr kompensatorischer Schlaf am Wochenende mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten verbunden ist.

Langfristige Beobachtung:

Die Teilnehmer wurden über einen Zeitraum von fast 14 Jahren beobachtet. Während dieser Zeit wurden Krankenhausaufenthalte und Todesursachenregister ausgewertet, um das Auftreten von Herzkrankheiten wie ischämische Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und Schlaganfall zu erfassen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede:

Die Analyse zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf die Auswirkungen des Nachholschlafs auf das Risiko, Herzkrankheiten zu entwickeln.


Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ausreichend kompensatorischer Schlaf am Wochenende eine wichtige Schutzfunktion gegen Herzkrankheiten bieten kann. Insbesondere für diejenigen, die unter der Woche nicht genügend Schlaf bekommen.

Die Methodik der Studie erklärt

Die Methodik der sogenannten prospektiven Kohortenstudie umfasst mehrere Schritte:

1. Datenquelle

Die Studie verwendete Daten von 90.903 Teilnehmern aus der UK Biobank, einer umfangreichen Gesundheitsdatenbank, die Informationen zu genetischen, umweltbedingten und Lebensstilfaktoren sammelt.

2. Erfassung des Schlafverhaltens

Schlafdaten: Die Schlafgewohnheiten der Teilnehmer wurden durch den Einsatz von Beschleunigungsmessern (Accelerometern) erfasst, die Bewegungen aufzeichnen und so die Schlafdauer abschätzen.

Selbstberichteter Schlafmangel: Die Teilnehmer gaben zudem an, wie viele Stunden sie pro Nacht schlafen. Weniger als 7 Stunden pro Nacht wurde als Schlafmangel definiert.

3. Gruppierung der Teilnehmer

Die Teilnehmer wurden basierend auf der Menge an Nachholschlaf am Wochenende in vier Quartile (Q1 bis Q4) eingeteilt:


Q1: Am wenigsten kompensatorischer Schlaf (-16,05 bis -0,26 Stunden).

Q2: Geringer Nachholschlaf (-0,26 bis +0,45 Stunden).

Q3: Moderater Nachholschlaf (+0,45 bis +1,28 Stunden).

Q4: Am meisten kompensatorischer Schlaf (+1,28 bis 16,06 Stunden).

4. Erhebung von Gesundheitsdaten

Krankheitsdaten: Die Forscher verwendeten Krankenhausaufzeichnungen und Todesursachenregister, um Herzkrankheiten wie ischämische Herzkrankheit (IHD), Herzinsuffizienz (HF), Vorhofflimmern (AF) und Schlaganfall zu diagnostizieren.

5. Langfristige Nachverfolgung

Die Teilnehmer der UK Biobank wurden über einen Zeitraum von fast 14 Jahren beobachtet, um das Auftreten von Herzkrankheiten und deren Zusammenhang mit dem kompensatorischen Schlaf zu analysieren.

6. Datenanalyse

Statistische Auswertung: Die Forscher verglichen die Inzidenz von Herzkrankheiten zwischen den verschiedenen Quartilen. Dabei wurde festgestellt, dass Teilnehmer in Q4, also diejenigen mit dem meisten Nachholschlaf, ein um 19 % geringeres Risiko hatten, Herzkrankheiten zu entwickeln, verglichen mit denen in Q1.

Die UK Biobank erklärt

Die UK Biobank ist eine großangelegte, langfristige Gesundheitsstudie in Großbritannien, die 2006 gestartet wurde. Ihr Ziel ist es, die genetischen und umweltbedingten Ursachen von Krankheiten zu erforschen und damit das Verständnis von Krankheitsmechanismen zu verbessern, was langfristig zu besseren Präventions- und Behandlungsstrategien führen soll.


Wichtige Merkmale der UK Biobank: 

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Teilnehmer und Umfang:

  • Die Studie umfasst rund 500.000 Teilnehmer im Alter von 40 bis 69 Jahren, die zwischen 2006 und 2010 rekrutiert wurden.

  • Die Teilnehmer stammen aus verschiedenen Regionen des Vereinigten Königreichs und repräsentieren eine breite demografische und soziale Vielfalt.

Datensammlung:

  • Gesundheits- und Lebensstil-Daten: Die Teilnehmer geben detaillierte Informationen über ihre Lebensgewohnheiten, Ernährung, körperliche Aktivität, Schlafmuster, psychische Gesundheit und Krankengeschichte.
  • Körperliche Untersuchungen: Bei der Rekrutierung wurden körperliche Messungen durchgeführt, einschließlich Blutdruck, Körpergröße, Gewicht und Blutproben.
  • Genetische Daten: Die DNA der Teilnehmer wurde sequenziert, um genetische Varianten zu erfassen, die mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung stehen könnten.
  • Bildgebende Verfahren: Viele Teilnehmer haben sich auch fortschrittlichen bildgebenden Verfahren wie MRT-Scans unterzogen, um detaillierte Informationen über ihre Organe und Körperstrukturen zu erhalten.

Langzeitbeobachtung:

  • Die Teilnehmer werden über Jahrzehnte hinweg beobachtet, wobei ihre Gesundheitsdaten kontinuierlich aktualisiert werden. Dies ermöglicht es den Forschern, die Entwicklung von Krankheiten im Laufe der Zeit zu verfolgen und mögliche Risikofaktoren zu identifizieren.

Zugang für Forscher:

  • Die Daten der UK Biobank stehen Forschern weltweit zur Verfügung. Wissenschaftler können Anträge stellen, um auf die anonymisierten Daten zuzugreifen und diese für ihre Studien zu nutzen.

Bedeutung und Anwendungen:

Die UK Biobank hat bereits zu vielen wichtigen wissenschaftlichen Entdeckungen beigetragen, insbesondere in den Bereichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und neurologische Störungen. Die Studie dient als wertvolle Ressource für das Verständnis der Rolle von genetischen und Umweltfaktoren bei der Entstehung von Krankheiten.

Zusammenfassung:

Die UK Biobank ist eine der größten und umfassendsten Gesundheitsdatenbanken der Welt und spielt eine zentrale Rolle bei der Erforschung von Krankheiten und der Entwicklung neuer medizinischer Ansätze. Ihre Daten ermöglichen es Forschern, komplexe Zusammenhänge zwischen Genetik, Lebensstil und Krankheiten zu untersuchen und so neue Erkenntnisse zu gewinnen, die die medizinische Praxis weltweit verbessern können.


Eine weitere große Langzeitstudie ist die Copenhagen City Heart Study. Eine Auswertung dieser hat ergeben, dass moderates Joggen dein Leben deutlich verlängern kann. 

​​Konferenz der European Society of Cardiology (ESC)

Die Konferenz der European Society of Cardiology (ESC) ist die weltweit größte und bedeutendste Veranstaltung im Bereich der Kardiologie. Sie wird jährlich von der European Society of Cardiology organisiert und bringt Kardiologen, Forscher und Gesundheitsexperten aus der ganzen Welt zusammen. Auf der Konferenz werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, klinische Studien und innovativen Behandlungsmethoden im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgestellt und diskutiert. Die ESC-Konferenz ist eine zentrale Plattform für den Austausch von Wissen und fördert die Zusammenarbeit zur Verbesserung der Herzgesundheit weltweit.