Wo sind die Blue Zones in Deutschland?
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Viele Menschen kennen die sogenannten Blue Zones auf der Erde. Die Orte, an denen Menschen auffallend lange und gesund leben. Wie Okinawa in Japan, Sardinien in Italien, Ikaria in Griechenland, Nicoya in Costa Rica oder Loma Linda in Kalifornien, USA. Wir haben uns aber mal gefragt, wo denn eigentlich die Blue Zones in Deutschland sind, also in welchem Bundesland die Menschen hierzulande am längsten leben und warum. Um das zu beantworten, haben wir Statistiken ausgewertet und Werte wie den durchschnittlichen Body-Mass-Index oder das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt der Bundesländer miteinander verglichen. Was denkst du, wo die Menschen in Deutschland am ältesten werden? Wir verraten es in den folgenden Absätzen.
Inhaltsverzeichnis
Alle wichtigen Infos auf einen Blick:
Die Top-Drei Blue Zones von Deutschland sind in Baden-Württemberg mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 81,5 Jahren, dicht gefolgt von Bayern mit 81,0 Jahren und Hessen mit 80,8 Jahren. In diesen Ländern ist der Anteil der Übergewichtigen am geringsten und das Brutto-Inlands-Produkt pro Kopf mit am höchsten. Außerdem ist die Bevölkerungsdichte in diesen Bundesländern in der Mitte des Durchschnitts angesiedelt und sogar eher auf der geringen Seite. Schau dir die wichtigsten Faktoren auf die Lebenserwartung, wie den BMI, das BIP und die Bevölkerungsdichte in unserer Grafik am Anfang des Artikels an. Im Artikel gehen wir dann auf die einzelnen Punkte genauer ein.
Update: In einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 21. August 2024 wird berichtet, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland im Jahr 2023 auf 83,3 Jahre für Frauen und 78,6 Jahre für Männer gestiegen ist. Das entspricht einem Anstieg von etwa 0,4 Jahren gegenüber dem Vorjahr. Nach den pandemiebedingten Rückgängen in den Jahren 2020 bis 2022 zeigt sich nun ein deutlicher Aufholeffekt, obwohl das Niveau von 2019 noch nicht vollständig erreicht ist. In Ostdeutschland stieg die Lebenserwartung 2022 wieder an, während der Anstieg in Westdeutschland erst 2023 erfolgte. Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, insbesondere bei den Männern, haben sich durch die Pandemie zeitweise vergrößert, gleichen sich aber langsam wieder an.
Am Anfang des Artikels geben wir dir einen kurzen Überblick darüber, was die Blue Zones eigentlich sind.
Blue Zones sind Regionen auf der Welt, in denen die Menschen besonders lange und gesund leben. In diesen Gebieten ist also sowohl die Gesundheitsspanne als auch die Lebensspanne besonders hoch. Die Orte umfassen Okinawa (Japan), Sardinien (Italien), Ikaria (Griechenland), Nicoya (Costa Rica) und Loma Linda (Kalifornien, USA). In diesen Regionen teilen die Menschen bestimmte Lebensgewohnheiten, wie eine pflanzenbasierte Ernährung, regelmäßige Bewegung, starke soziale Bindungen und einen klaren Lebenszweck, die zu ihrer außergewöhnlichen Langlebigkeit beitragen.
Durchschnittlich liegt die Lebenserwartung in diesen Gebieten bei etwa 85 bis 90 Jahren. Konkret erreichen viele Bewohner dieser Regionen aber ein Alter von über 90 Jahren, und eine beträchtliche Anzahl lebt sogar über 100 Jahre hinaus.
Wir haben uns gefragt, wo die Blue Zones in Deutschland sind, also in welchem Bundesland die Menschen am ältesten sind und wie alt sie im Durchschnitt werden. Wir verraten es dir im nächsten Absatz:
Diese Frage kann man noch sehr leicht beantworten, anhand von aktuellen Statistiken. Auf Platz eins der höchsten Lebenserwartung in Deutschland liegen die Schwaben; diese werden in Baden-Württemberg im Durchschnitt 81.5 Jahre alt. Am schlechtesten schneidet Bremen ab, mit insgesamt zwei Jahren weniger, nämlich 79.5 Jahre. Im Folgenden findest du die vollständige Liste.
Baden-Württemberg - 81.5 Jahre
Bayern - 81.0 Jahre
Hessen - 80.8 Jahre
Rheinland-Pfalz - 80.7 Jahre
Niedersachsen - 80.6 Jahre
Nordrhein-Westfalen - 80.5 Jahre
Schleswig-Holstein - 80.4 Jahre
Hamburg - 80.3 Jahre
Berlin - 80.2 Jahre
Sachsen - 80.2 Jahre
Saarland - 80.1 Jahre
Brandenburg - 80.0 Jahre
Thüringen - 80.0 Jahre
Sachsen-Anhalt - 79.9 Jahre
Mecklenburg-Vorpommern - 79.8 Jahre
Bremen - 79.5 Jahre
Natürlich haben wir uns jetzt auch gefragt, warum die Menschen zum Beispiel in Baden-Württemberg älter werden als die Menschen in Bremen. Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns vorhandene Statistiken zu Gesundheit, Bevölkerungsdichte und Einkommen der verschiedenen Bundesländer angeschaut. Und da das Gewicht der Menschen für die Gesundheit eine große Rolle spielt, haben wir uns zuerst den Body-Mass-Index angeschaut und verglichen. Aber zuerst eine kurze Erklärung, was das überhaupt ist.
Zum Verständnis wollen wir am Anfang erklären, was mit BMI und BIP gemeint ist, damit du die Tabelle richtig verstehst. Fangen wir mit der Frage an: Was ist der BMI?
Dein BMI (Body-Mass-Index) ist eine Zahl, die sich aus deinem Gewicht und deiner Körpergröße berechnet. Er gibt dir einen Hinweis darauf, ob du Unter-, Normal- oder Übergewicht hast. Um deinen BMI zu berechnen, teilst du dein Gewicht in Kilogramm durch das Quadrat deiner Körpergröße in Metern. Zum Beispiel: Wenn du 70 kg wiegst und 1,75 m groß bist, rechnest du 70 geteilt durch 1,75 zum Quadrat. Das Ergebnis zeigt dir, ob dein Gewicht im gesunden Bereich liegt.
Ein gesunder BMI liegt im Bereich von 18,5 bis 24,9. Dieser Bereich wird als Normalgewicht bezeichnet und wird allgemein mit einem geringeren Risiko für gesundheitliche Probleme in Verbindung gebracht.
Jetzt, da wir wissen, was der BMI bedeutet, kommt hier eine Grafik, die den Anteil an übergewichtigen Menschen mit der durchschnittlichen Lebenserwartung der Bundesländer vergleicht.
Aus dieser Grafik lässt sich ein Trend ablesen, dass je höher der Anteil von übergewichtigen Menschen in einem Bundesland ist, desto niedriger ist die durchschnittliche Lebenserwartung in selbigem. In Baden-Württemberg ist der Anteil von übergewichtigen Menschen am niedrigsten und die Lebenserwartung am höchsten. In Bremen dagegen ist der Anteil von übergewichtigen Menschen am höchsten und die durchschnittliche Lebenserwartung am niedrigsten. Dieser Trend lässt sich auch in den meisten anderen Bundesländern beobachten.
Als Nächstes werfen wir einen Blick auf das durchschnittliche Einkommen, also das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP pro Kopf. Aber was ist das BIP eigentlich genau? Wir erklären es dir im nächsten Absatz.
Das BIP, oder Bruttoinlandsprodukt, ist ein Maß für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes. Es gibt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen an, die innerhalb eines Jahres in einem Land produziert werden. Einfach gesagt, zeigt es, wie viel Geld eine Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum verdient hat. Ein höheres BIP deutet oft auf eine stärkere Wirtschaft hin, während ein niedrigeres BIP auf wirtschaftliche Herausforderungen hinweisen kann. Es ist ein wichtiger Indikator, um die wirtschaftliche Gesundheit und den Wohlstand eines Landes zu bewerten.
Was würdest du sagen, wo die Menschen in Deutschland am meisten verdienen? Auch hier haben wir wieder eine Grafik vorbereitet.
Die Grafik zeigt eine Korrelation von 0.38 zwischen dem BIP pro Kopf und der durchschnittlichen Lebenserwartung in den deutschen Bundesländern. Dies bedeutet, dass es einen moderaten positiven Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen gibt. Mit anderen Worten, Bundesländer mit einem höheren BIP pro Kopf tendieren dazu, eine höhere durchschnittliche Lebenserwartung zu haben.
Viele hätten hier wahrscheinlich Bayern auf den ersten Platz gesetzt, dort steht jedoch Hamburg. Und ganz interessant zu sehen ist, dass das BIP in Bremen und Baden-Württemberg gleich hoch ist, obwohl die durchschnittliche Lebenserwartung in BW viel höher ist als in Bremen. Aus dieser Statistik lässt sich also kein so deutlicher Trend herauslesen.
Aber dennoch:
Die Grafik zeigt eine Korrelation von 0.38 zwischen dem BIP pro Kopf und der durchschnittlichen Lebenserwartung in den deutschen Bundesländern. Dies bedeutet, dass es einen moderaten positiven Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen gibt. Mit anderen Worten, Bundesländer mit einem höheren BIP pro Kopf tendieren dazu, eine höhere durchschnittliche Lebenserwartung zu haben.
Neben den Faktoren Gewicht und Einkommen ist uns noch ein relativ großer Unterschied in der Bevölkerungsdichte aufgefallen, zumindest zwischen dem Bundesland mit der höchsten Lebenserwartung und dem Bundesland mit der niedrigsten Lebenserwartung. Könnte es also sein, dass diese ebenfalls einen Einfluss auf die Lebenserwartung hat?
Auch dafür haben wir dir eine Grafik erstellt:
Anhand dieser Grafik kann man sehen, dass in Regionen mit höherer Bevölkerungsdichte die Lebenserwartung leicht dazu tendiert, geringer zu sein. Allerdings ist der Zusammenhang sehr schwach und möglicherweise statistisch nicht signifikant.
Um etwaige Trends zu beobachten, haben wir das Bundesland mit der höchsten durchschnittlichen Lebenserwartung (Baden-Württemberg) und das Bundesland mit der niedrigsten (Bremen) nebeneinander gestellt. Hier ist eine Tabelle, die wichtige Faktoren miteinander vergleicht:
Faktoren |
Baden-Württemberg |
Bremen |
Durchschnittlicher BMI |
25.3 |
26.2 |
Durchschnittliche Lebenserwartung |
81.5 |
79.5 |
Bevölkerungsdichte (Einw./km²) |
311 |
1695 |
BIP pro Kopf (€) |
45700 |
45700 |
Anteil Übergewicht (%)_x |
53.4 |
57.0 |
Anteil 65+ (%) |
21.4 |
21.3 |
Krankenhäuser pro 100k Einwohner |
3.2 |
2.7 |
Ärzte pro 100k Einwohner |
440 |
450 |
Burn-out Arbeitsunfähigkeitstage (pro 1000) |
15 |
16 |
Demenzprävalenz (%) |
1.4 |
1.9 |
Häufigste Todesursache |
Herz-Kreislauf |
Herz-Kreislauf |
Anteil Übergewicht (%)_y |
53.4 |
57.0 |
Einen Punkt, den die meisten Menschen in den sogenannten Blue Zones gemeinsam haben, ist ein gutes Sozialleben durch Freunde und Familie. Zu diesem Thema haben wir eine interessante Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gefunden.
In besagter Studie wurde herausgefunden, dass ältere Menschen, die kognitive Beeinträchtigungen haben, ein erhöhtes Risiko für soziale Isolation aufweisen, insbesondere von Freunden.
Die Studie zeigt, dass soziale Isolation ein Risikofaktor für die Entwicklung von Demenz ist, ähnlich wie Bluthochdruck oder Diabetes. Ebenfalls legen die Ergebnisse nahe, dass Freundschaften einen größeren positiven Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten haben als familiäre Bindungen, besonders wenn es um die Teilnahme an sozialen Aktivitäten geht.
Als Teil einer Lösung weisen die Forschenden auf die Notwendigkeit hin, spezielle Angebote zu schaffen, um Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen dabei zu unterstützen, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten.
Beobachtung : Ein höherer Anteil älterer Bevölkerung (65+) könnte zu einer geringeren durchschnittlichen Lebenserwartung führen, da ältere Menschen anfälliger für gesundheitliche Probleme sind.
Analyse :
Mecklenburg-Vorpommern (26.1%) und Brandenburg (25.2%) haben die höchsten Anteile älterer Bevölkerung und eine relativ niedrige Lebenserwartung (79.8 bzw. 80.0 Jahre).
Bayern und Berlin, mit einem niedrigeren Anteil älterer Bevölkerung (20.9% bzw. 19.6%), haben eine höhere Lebenserwartung (81.0 bzw. 80.2 Jahre).
Beobachtung : Regionen mit einer höheren Dichte an Krankenhäusern und Ärzten könnten eine höhere Lebenserwartung aufweisen.
Analyse :
Berlin hat die höchste Ärztedichte (520 pro 100k) und eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung (80.2 Jahre).
Sachsen-Anhalt und Thüringen haben ebenfalls eine hohe Krankenhausdichte (3.5 pro 100k) und eine moderate Lebenserwartung (79.9 bzw. 80.0 Jahre).
Beobachtung : Mehr Arbeitsunfähigkeitstage durch Burn-out könnten ein Indikator für ein höheres Stressniveau und damit eine geringere Lebenserwartung sein.
Analyse :
Berlin und Hamburg haben höhere Burn-out Arbeitsunfähigkeitstage (17 pro 1000) und eine vergleichsweise niedrigere Lebenserwartung (80.2 bzw. 80.3 Jahre).
Bayern und Rheinland-Pfalz, mit weniger Burn-out Tagen (14 pro 1000), haben eine höhere Lebenserwartung (81.0 bzw. 80.7 Jahre).
Beobachtung : Eine höhere Demenzprävalenz könnte auf eine schlechtere allgemeine Gesundheitslage hinweisen und die Lebenserwartung senken.
Analyse :
Sachsen-Anhalt und Brandenburg haben die höchsten Demenzprävalenzraten (2.1%) und eine niedrigere Lebenserwartung (79.9 bzw. 80.0 Jahre).
Baden-Württemberg und Hessen, mit niedrigeren Demenzprävalenzraten (1.4%), haben eine höhere Lebenserwartung (81.5 bzw. 80.8 Jahre).
Beobachtung : Die häufigste Todesursache kann regionale Gesundheitsrisiken widerspiegeln.
Analyse :
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in den meisten Bundesländern die häufigste Todesursache, was eine signifikante Herausforderung für die öffentliche Gesundheit darstellt.
Krebs ist in Berlin und Hamburg häufiger, was auf spezifische regionale Gesundheitsrisiken hinweist.
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