Zweifacher Breakdance-Weltmeister Sebi Jaeger im Interview: Olympia, Fitness und Community
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Lesezeit: 7 min
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Sebi Jaeger ist zweifacher Breakdance-Weltmeister sowie leidenschaftlicher Coach und Trainer für Fitness, Crossfit und hauptsächlich auch Breakdance. Das Multitalent kommt aus der Hauptstadt und er ist ganz nebenbei auch noch professioneller Schauspieler. Wir haben uns mit dem sympathischen Berliner zum Interview getroffen und uns mit ihm über Breakdance bei Olympia, seine Leidenschaft und die Wichtigkeit der Community unterhalten. Außerdem wollten wir natürlich wissen, wie er sich für all seine Aufgaben mental und körperlich fit hält, also wie seine Fitnessroutine aussieht und welche Supplements er nimmt. Dabei ist eine sehr interessante Unterhaltung herausgekommen und wir konnten von Sebi eine Menge lernen. Viel Spaß beim Lesen.
Inhaltsverzeichnis
Wir treffen uns mit Sebi in einem Park in Berlin-Charlottenburg; lässig gekleidet, mit Shorts und Longsleeve kommt er angelaufen. Und wie sollte es anders sein, frisch aus dem Gym. Die Sonne scheint in der Hauptstadt, wir setzen uns auf eine Parkbank und wollten zuerst mal wissen, wie er überhaupt zum Breakdance gekommen ist. Und eines schon mal vornweg, die Antwort hätten wir so nicht erwartet. Denn keine Geringere als seine Oma ist dafür verantwortlich. Das hat Sebi zu seinen Anfängen gesagt:
Sebi: Eigentlich bin ich damals durch MTV und Viva zum Breakdance gekommen, als ich die ganzen Videos von Music Instructor und auch von den Flying Steps gesehen habe. Ich fand damals deren Bewegungen so krass und habe mich dann gefragt, wie ich das selbst auch lernen kann.
Aber es gab damals noch kein offizielles Breakdance-Training und ich wusste nicht, wo ich es hätte lernen können.
Und dann hat meine Oma einmal auf einem Geburtstag oder einer Hochzeit Breakdancer gesehen und hat die Tänzer dann angesprochen und ihre Telefonnummer aufgeschrieben. Weil sie wusste, dass ich das immer schon machen wollte. Die hat sie mir dann gegeben und ich habe da angerufen. Das war damals noch in Spandau und dann bin ich dahin und nie wieder gegangen; von Stunde eins hat es mich nicht mehr losgelassen. Seitdem mache ich Breakdance, damals war ich 14 Jahre alt.
Man merkt Sebi beim Erzählen an, dass seine Leidenschaft für das Breakdance bis heute nicht nachgelassen hat.
In einem unserer letzten Artikel über Sportarten, die Leben verlängern können, haben wir gelernt, dass Community und der soziale Aspekt wichtige Faktoren für Longevity und allgemeine Gesundheit sind.
Daher wollten wir von Sebi wissen, welche Rolle die Community und der soziale Zusammenhalt im Breakdance spielen. Dazu hat er Folgendes erzählt:
Sebi: Die Community im Breakdance ist mega wichtig, das ist wie eine ganz große Familie und es spielt auch keine Rolle, wie alt du bist. Da treffen Jung und Alt aufeinander und haben einfach Spaß zusammen. Es geht so weit, dass ich wirklich fast überall auf der Welt einen Schlafplatz habe, nur weil ich Teil der Community bin.
Und das soziale Miteinander ist generell für jeden Menschen wichtig, finde ich. Ich muss mich aufgehoben fühlen und brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Sowas gibt mir Sicherheit. Und diese Sicherheit wiederum gibt mir Ruhe und Gelassenheit und ich glaube auch, dass sozialer Zusammenhalt dadurch dein Leben verlängern kann. Außerdem nimmt es mir in gewisser Hinsicht den Stress und gibt mir die Freiheit, mich in meiner Kunst zu entfalten.
Die Worte von Sebi über den sozialen Zusammenhalt decken sich auf jeden Fall auch mit dem, was die Menschen in den Blue Zones darüber sagen.
Als Zuschauer sieht man beim Sport oft nur das Körperliche, dabei ist die mentale Klarheit und Konzentration mindestens genauso wichtig. Und vor allem auf die Balance zwischen Körper und Mentalität kommt es oft an. Das ist laut Sebi im Breakdance nicht anders:
Sebi: Die Beziehung von Körper und Mentalität ist im Breakdance essenziell. Wenn du vor einer Bühne stehst, mit teilweise bis zu 10.000 Zuschauern, musst du die Balance halten zwischen Adrenalin, Nervosität und Lockerheit. Denn du musst dich auch auf die Musik einlassen und sie verstehen. Du musst dich also sehr stark konzentrieren und sobald der Beat losgeht, bist du in der Zone und 100 % konzentriert. Und erst, wenn alles vorbei ist, bist du wieder ansprechbar.
Wenn man sich Sebi so anschaut und mal einen Blick auf seine Social-Media-Kanäle wirft, merkt man sofort, da steht ein Athlet vor einem. Deshalb waren wir auch sehr neugierig darauf, wie seine Fitnessroutine aussieht. Und das hat er uns auch gerne erzählt:
Sebi: Meine Fitness Routine ist eigentlich ziemlich hart. Am meisten mache ich Push-ups, Sit-ups und Klimmzüge. Die mache ich immer bis zum Limit und immer drei Wiederholungen. Das sind die wichtigsten Übungen. Alles andere ist sozusagen zusätzlich, dafür gehe ich dann auch mal gerne ins Gym. Da mache ich dann, worauf ich Lust habe und wonach ich mich fühle.
Mein Breakdance-Training besteht zu einem großen Teil aus den Power-Moves selbst. Mit diesen mache ich mich meistens einfach warm und trainiere dann einzelne Moves, indem ich sie konstant durchziehe. In meinem Training benötige ich keine Gewichte, da ich einfach mit meinem Körpergewicht trainiere.
Cardio ist auch wichtig, da ich es für die One-On-One Battles zum Beispiel benötige. Hier musst du mehrere Runden abliefern und das geht ganz schön auf die Kondition.
Sebi: Obwohl Breakdance eine Kunstform ist und wir nicht so viele Regeln haben, ist Disziplin sehr wichtig. Zumindest ab einem gewissen Level. Denn da muss man dann jeden Tag trainieren, um die Tricks und Moves überhaupt hinzubekommen, weil die körperlich so hart sind. Das bedeutet, man muss jeden Tag echt hart trainieren und dranbleiben.
Sebi: Genau wie das harte körperliche Training ist die Regeneration ebenfalls sehr wichtig. Das heißt, es ist wichtig, sich nach dem Training oder nach Wettkämpfen gut auszuruhen. Gutes Essen und guter Schlaf sind dabei essentiell. Außerdem gehören das Stretching, bewusstes Atmen und Eisbäder zu meiner Regeneration dazu.
Sebi: Bei meiner Ernährung achte ich darauf, dass ich mich gesund ernähre. Das bedeutet bei mir, ich esse hauptsächlich Obst und Gemüse und lasse alle schädlichen Dinge weg. Also kein Zucker, kein Fastfood, keine Softdrinks. Ich achte auch darauf, dass ich viele Dinge roh esse, also unbearbeitet. Meine Ernährung ist größtenteils vegan, mit Ausnahmen von einem Stück Käse vereinzelt. Und natürlich trinke ich viel Wasser, ohne das geht es nicht. Als Powersnack mache ich einfach ein wenig Mandel- oder Hafermilch, eine Banane, veganes Proteinpulver, Spacegarden Kreatin und ein paar Blaubären und Nüsse in den Shaker. Damit bin ich erst mal voll für eine Weile und habe Power für den Tag.
Sebi: Meine Daily Supplements sind Vitamine, Kreatin, Magnesium, Aminosäuren und gerne auch gelegentlich Algen.
Wir wollten natürlich wissen, was ein zweimaliger Breakdance-Weltmeister davon hält, dass Breaken jetzt auch olympisch ist. Und Sebi hat Folgendes dazu zu sagen:
Sebi: Dass Breakdance jetzt olympisch ist, ist auf jeden Fall erst mal ein großes Plus. Alleine schon, weil unsere Community dadurch viel Aufmerksam bekommt, stärker wahrgenommen und mehr Hilfe bekommt.
Die Hauptsorge der Community dabei war, dass Breakdance durch Olympia vielleicht zu sehr zu einer Sportart wird und als Kunstform verloren geht. Aber wir haben uns sehr stark dafür eingesetzt, dass Breakdance, auch wenn es olympisch ist, eine Kunstform bleibt. Und es wurde auch auf uns gehört. Und zwar hat das Olympische Komitee die richtigen Leute zu Juroren gemacht, die darauf achten, dass der Kunst-Aspekt beibehalten und berücksichtigt wird.
Sebi: Wir haben bei einem Breakdance-Wettkampf feste Richtlinien, nach denen Punkte gesammelt werden. Dazu gehört die Musikalität, die Ausführung der Moves, der Schwierigkeitsgrad und vor allem auch die Originalität. Es wird also darauf geachtet, ob es dein eigener originaler Move ist oder ob du ihn bei jemand anderem abgeschaut hast usw.
Und ganz wichtig ist, dass diese Richtlinien jetzt auch bei Olympia beibehalten werden. Das bedeutet, du kannst so originell und real sein, wie du willst. Du darfst also deine eigene Kunst und Identität mit reinbringen und musst nicht so sehr darauf achten, dass der Move perfekt ist.
Am Ende von unserem Gespräch, haben wir Sebi noch nach einem Tipp gefragt, wie man aus seiner Sicht ein langes, glückliches Leben führen kann. Und seine Antwort hat uns sehr inspiriert. Hier ist, was er gesagt hat:
Sebi: Ich würde euch folgenden Rat fürs Leben geben: Schaut in euer Herz und macht einfach das, was ihr liebt. Macht es einfach und fühlt euch frei dabei. Dann wird es auf jeden Fall gut. Und ich verspreche euch: Alles, was ihr mit Liebe macht, wird auch gut werden.
Und natürlich ist eine gute Balance im Leben wichtig. Du solltest also eigentlich einer Tätigkeit nachgehen, die dir Spaß macht; du solltest Menschen um dich herum haben, die du lieb hast, mit denen du dich wohlfühlst und das Essen zu dir nehmen, das deinem Körper guttut. Und natürlich ist Bewegung und Sport auch essenziell.